Auszug aus der Bayerischen Biodiversitätsstrategie 2030

„Der Erhalt der biologischen Vielfalt und ihrer Ökosystemdienstleistungen ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Neben dem Klimawandel ist es das wichtigste Thema der Daseinsvorsorge. Denn die vorhandene Vielfalt der Arten und Lebensräume, sauberes Wasser, reine Luft, ein gesunder Boden und die nachhaltige Nutzungsfähigkeit dieser Naturgüter sind die Grundlagen der menschlichen Existenz, der Gesundheit und der Wirtschaft. Der natürliche
Reichtum ist Teil der bayerischen Identität und Heimat.
Ein Rückgang der biologischen Vielfalt kann unmittelbare negative Auswirkungen auf
Mensch, Wirtschaft und Gesellschaft haben. Der Verlust der von der Natur bereitgestellten
Leistungen und Güter kann vom Menschen gar nicht oder nur mit großem finanziellem und technischem Aufwand kompensiert werden.

Die Staatsregierung übernimmt Verantwortung für die nachkommenden Generationen mit dem Bekenntnis, die biologische Vielfalt und die Schönheit von Natur und Landschaft zu bewahren. Dazu hat der Ministerrat 2008 die ressortübergreifend abgestimmte „Bayerischen Biodiversitätsstrategie“ beschlossen. Deren Ziel, die fortschreitenden Verluste von biologischer Vielfalt zu stoppen oder zumindest deutlich zu verlangsamen, erfordert jetzt verstärkte Anstrengungen. Sie werden im Programm „Natur Vielfalt Bayern“ gebündelt.“

Tännesberg, die 1. Deutsche Biodiversitätsgemeinde stellt sich dieser Herausforderung, Zusammen mit seinen Fördergeldgebern, Projektpartnern, seiner Bevölkerung und allen engagierten Personen und Institutionen, die mithelfen wollen!

 

Rahmen und Dimensionen

Auszug aus der Bayerischen Biodiversitätsstrategie 2030

„Biologische Vielfalt ist der Reichtum an Arten, Lebensräumen und Ökosystemen, aber auch die genetische Vielfalt innerhalb einzelner Pflanzen- oder Tierarten. Für das Überleben der Menschheit ist die biologische Vielfalt unverzichtbar. Pflanzen, Tiere, Pilze und Mikroorganismen versorgen die Atmosphäre mit Sauerstoff, reinigen Wasser und Luft, speichern klimaschädliche Gase, sorgen für fruchtbare Böden und Nahrung, schützen vor Naturgefahren und versorgen die Gesellschaft mit Rohstoffen und lebenserhaltenden Medikamenten. Sie sind damit die Basis für unser Leben und unsere Lebensgestaltung, für Arbeit, aber auch für Erholung und Tourismus, Vorbilder für die Architektur, technische Innovationen und vieles mehr. Die biologische Vielfalt hat neben dem ökologischen somit auch einen erheblichen sozialen und ökonomischen Wert.

In Bayern sind etwa 60 000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten (ohne Mikroorganismen) nachgewiesen. Damit leben in Bayern auf etwa 20 % der Fläche Deutschlands rund 80 % der insgesamt in der Bundesrepublik vorkommenden Arten. Fast 100 verschiedene Biotoptypen lassen sich unterscheiden, zahlreiche Nutztierrassen und Kulturpflanzensorten sind im Freistaat heimisch. Damit ist die biologische Vielfalt in Bayern überdurchschnittlich hoch.

Dennoch stimmt der Zustand der biologischen Vielfalt im globalen Maßstab wenig hoffnungsfroh. Noch nie war der weltweite Verlust an biologischer Vielfalt so groß und rasant wie in den letzten Jahrzehnten. Die im Juli 2013 aktualisierte globale Rote Liste der Weltnaturschutzunion IUCN zeigt dies deutlich. Von weltweit über 70 000 bewerteten Arten sind mehr als 20 000 gefährdet – dazu gehören z. B. 25 % der Säugetiere, 13 % der Vögel und 41 % der Amphibien.

Die Zahl der Arten, die vom Aussterben bedroht sind, wächst weiter, und das nicht nur in den Entwicklungsländern, sondern auch in Bayern: Von den Tieren, Pflanzen und Pilzen, die für die Rote Liste der in Bayern gefährdeten Arten untersucht wurden, sind über 40 % bedroht. Über
1 200 der rund 40 000 bewerteten Arten sind nach den Roten Listen Bayerns vom Aussterben bedroht – trotz aller Schutzmaßnahmen. Dazu gehören Pflanzenarten wie der Böhmische Enzian oder die Deutsche Tamariske, Tierarten wie die Zwerglibelle, die Wildkatze, der Große Brachvogel oder der Moorfrosch. Bayern hat bereits 5,7 % seiner Tierarten und 3,5 % seiner Pflanzenarten verloren: Als ausgestorben oder verschollen gelten 181 Pflanzen- und 545 Tierarten, darunter z. B. der erst kürzlich verschwundene Regensburger Gelbling.

Ein umfassender Verlust an Vielfalt ist auch bei den Kulturpflanzen und Nutztierrassen festzustellen. So sind deutschlandweit etwa 90 % der Getreidesorten verschwunden. Die deutsche Rote Liste der Nutztierrassen nennt 19 stark gefährdete und 64 gefährdete Rassen.

Eine Trendwende ist noch nicht in Sicht. So hat der Anteil der gefährdeten Arten in Bayern seit der Erstellung der ersten Roten Liste (1976) um etwa die Hälfte zugenommen. Bei den Lebensraumtypen und Arten der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie FFH-Richtlinie) überwiegt die Anzahl der Arten und Lebensräume, deren Erhaltungszustand sich in der Zeit von 2007 bis 2013 verschlechtert hat, gegenüber den Arten und Lebensraumtypen, deren Situation sich verbessert hat. Der aktuelle FFH-Bericht aus dem Jahr 2013 bestätigt einen nach wie vor sehr hohen Handlungsbedarf.“

Tännesberg, die 1. Deutsche Biodiversitätsgemeinde hat in der Vergangenheit große Anstrengungen unternommen, um die heimische Artenvielfalt zu schützen, zu erhalten und wieder zu vergrößern. Sie wird diesen Weg, als Modellgemeinde, zusammen mit allen Partnern und Helfern konsequent weitergehen!

 

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Lage und Projektgebiet

Das Projektgebiet der 1. Biodiversitätsgmeinde Deutschlands umfasst die Markegemeinde Tännesberg mit den Ortsteilen:

  • Fischerhammer

  • Großenschwand

  • Kainzmühle

  • Kaufnitz

  • Kleinschwand

  • Neumühle / Schnegelmühle

  • Pilchau

  • Tanzmühle

  • Voitsberg

  • Weinrieth

  • Woppenrieth

 

Ziele

  • Umsetzung der am 01.04.2008 verabschiedeten Bayerischen Biodiversitätsstrategie auf kommunaler Ebene

  • Aufbau eines Netzwerkes Biodiversität für die nachhaltige Entwicklung des

  • Gemeindegebietes im Sinne eines innovativen Modellprojekts.

  • Schutz, Erhaltung und Erhöhung der Biodiversität im Gemeindegebiet durch gezielte Maßnahmen

  • Erhalt der Kulturlandschaft

  • Stärkung des Bewusstseins für die biologische Vielfalt in der Bevölkerung und bei Besuchern

 

Handlungsfelder

Erhalt und Ausbau der Arten- und Lebensraumvielfalt durch:

  • Flächenankauf

  • Gemeindeflächemanagement

  • Beratung von Landwirten zur Entwicklung von Höfen der Biologischen Vielfalt

  • Planung und Organisation von Landschaftspflegemaßnahmen

Verbesserung der Agrobiodiversität

  • Förderung eines lokalen Netzwerkes zu Erhalt und Ausbau des Vorkommens alter Haustierrassen und alter Kultursorten

  • Unterstützung und Koordination bei der Entwicklung eines regionalen Vermarktungsnetzwerkes für Naturprodukte

Besucherlenkung und aktives Naturerleben

  • Maßnahmen zum aktiven Naturerleben

  • Erstellung eines Naturführungskonzeptes

Öffentlichkeitsarbeit

  • Durchführung von öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen und Aktionen

  • Erstellung und Umsetzung eines PR-Konzeptes

  • Tagung Biodiversität im Ländlichen Raum

Evaluierung und Dokumentation

  • Faunistische- und floristische Bestandsaufnahmen für das Monitoring der Maßnahmen für Artenschutz und Lebensraumsicherung

  • Erstellung eines kommunalen Handlungsleitfadens

Besonderheiten
Die Besonderheiten des Projekts liegen:

  • in der ressortübergreifenden Zusammenarbeit von Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft, Wirtschaft, und Bildung. Nur im Zusammenspiel aller dieser Akteure können die Herausforderungen zum Erhalt der Biologischen Vielfalt gemeistert werden. Aufgrund dieser Kooperation können die unterschiedlichsten Maßnahmen umgesetzt werden.

  • in der Einbindung des Siedlungsraumes und der Markt-Dorfstrukturen in das Konzept zum Erhalt der Arten- und Lebensraumvielfalt. Dem hohen Stellenwert der Ökologie der Siedlungsräume trägt die Modellgemeinde Biodiversät Tännesberg somit besonders Rechnung.

  • in der Starken Fokusierung auf den nutzungsorientierten Ansatz im Naturschutz unter dem Motto „schützen durch nützen. Im Zentrum stehen hier extensive, naturschutzorientierte Nutzungs- und Haltungssysteme wie extensiver Ackerbau, extensive Weidehaltung und die Bewirtschaftung extensiver Streuobstbestände. Diese naturschutzorientierten Nutzungssysteme werden flankiert durch den Aufbau regionaler Vermarktungsstrukturen mit den damit verbundenen Wertschöpfungseffekten für die Akteure. Regionale Naturschutzprodukte werden so zu Botschaftern für den Erhalt der Biodiversität.

In diesem Sinne arbeiten alle Akteure an einer gemeinsamen Strategie zur Optimierung der Biodiversität für das Gemeindegebiet Tännesberg. Die in diesem Sinne erarbeiteten Ziele werden dann Schritt für Schritt umsetzt.